Arndt, Ernst Moritz |
Arnim, Achim von |
Brentano, Clemens |
Browning, Robert |
Busch, Wilhelm |
Bürger, Gottfried August |
Chamisso, Adelbert von |
Droste-Hülshoff, Annette von |
Eichendorff, Joseph von |
Ernst, Otto |
Fontane, Theodor |
Gerhardt, Paul |
Goethe, Johann Wolfgang von |
Grillparzer, Franz |
Hagedorn, Friedrich von |
Hebbel, Friedrich |
Heine, Heinrich |
Herder, Johann Gottfried von |
Hofmannsthal, Hugo von |
Housman, A.E. |
Hölty, Ludwig Heinrich Christoph |
Keats, John |
Keller, Gottfried |
Kraus, Karl |
Liliencron, Detlev von |
Meyer, Conrad Ferdinand |
Münchhausen, Börries Frhr. von |
Mörike, Eduard |
Ringelnatz, Joachim |
Schiller, Friedrich |
Storm, Theodor |
Uhland, Ludwig |
Weckherlin, Georg Rodolf |
|
Von den sieben Zechbrüdern
Ludwig Uhland
Ich kenne sieben lust'ge Brüder,
Sie sind die durstigsten im Ort,
Die schwuren höchlich, niemals wieder
Zu nennen ein gewisses Wort,
In keinerlei Weise,
Nicht laut und nicht leise.
Es ist das gute Wörtlein Wasser,
Darin doch sonst kein Arges steckt.
Wie kommt's nun, daß die wilden Prasser
Dies schlichte Wort so mächtig schreckt?
Merkt auf! ich berichte
Die Wundergeschichte.
Einst hörten jene durst'gen sieben
Von einem fremden Zechkumpan,
Es sei am Waldgebirge drüben
Ein neues Wirtshaus aufgetan,
Da fließen so reine,
So würzige Weine.
Um einer guten Predigt willen
Hätt keiner sich vom Platz bewegt
Doch gilt es, Gläser gut zu füllen,
Dann sind die Bursche gleich erregt.
» Auf, lasset uns wandern! «
Ruft einer dem andern.
Sie wandern rüstig mit dem Frühen,
Bald steigt die Sonne drückend heiß;
Die Zunge lechzt, die Lippen glühen,
Und von der Stirne rinnt der Schweiß:
Da rieselt so helle
Vom Felsen die Quelle.
Wie trinken sie in vollen Zügen!
Doch als sie kaum den Durst gestillt,
Bezeigen sie ihr Mißvergnügen,
Daß hier nicht Wein, nur Wasser quillt:
»O fades Getränke!
O ärmliche Schwenke!«
In seine vielverwobnen Gänge
Nimmt jetzt der Wald die Pilger auf,
Da stehn sie plötzlich im Gedränge,
Verworrnes Dickicht hemmt den Lauf;
Sie irren, sie suchen,
Sie zanken und fluchen.
Derweil hat sich in finstre Wetter
Die schwüle Sonne tief verhüllt;
Schon rauscht der Regen durch die Blätter,
Es zuckt der Blitz, der Donner brüllt,
Dann kommt es geflossen,
Unendlich ergossen.
Bald wird der Forst zu tausend Inseln,
Zahllose Ströme brechen vor;
Hier hilft kein Toben, hilft kein Winseln,
Er muß hindurch, der edle Chor.
O gründliche Taufe!
O köstliche Traufe!
Vor Alters wurden Menschenkinder
Verwandelt oft in Quell und Fluß,
Auch unsre sieben arme Sünder
Bedroht ein gleicher Götterschluß.
Sie triefen, sie schwellen,
Als würden sie Quellen.
So, mehr geschwommen als gegangen,
Gelangen sie zum Wald hinaus;
Doch keine Schenke sehn sie prangen,
Sie sind auf gradem Weg nach Haus;
Schon rieselt so helle
Vom Felsen die Quelle.
Da ist's, als ob sie rauschend spreche:
»Willkommen, saubre Brüderschar!
Ihr habt geschmähet, töricht Freche,
Mein Wasser, das euch labend war.
Nun seid ihr getränket,
Daß ihr daran denket.«
So kam es, daß die sieben Brüder
Das Wasser fürchteten hinfort,
Und daß sie schwuren, niemals wieder
Zu nennen das verwünschte Wort,
In keinerlei Weise,
Nicht laut und nicht leise.
|
|
Biographie
Balladen und Gedichte
|