Balladen und Gedichte Songtexte und Volkslieder Wissen und Forschung Suche und Links
Autoren
Themen
Länder

Arndt, Ernst Moritz
Arnim, Achim von
Brentano, Clemens
Browning, Robert
Busch, Wilhelm
Bürger, Gottfried August
Chamisso, Adelbert von
Droste-Hülshoff, Annette von
Eichendorff, Joseph von
Ernst, Otto
Fontane, Theodor
Gerhardt, Paul
Goethe, Johann Wolfgang von
Grillparzer, Franz
Hagedorn, Friedrich von
Hebbel, Friedrich
Heine, Heinrich
Herder, Johann Gottfried von
Hofmannsthal, Hugo von
Housman, A.E.
Hölty, Ludwig Heinrich Christoph
Keats, John
Keller, Gottfried
Kraus, Karl
Liliencron, Detlev von
Meyer, Conrad Ferdinand
Münchhausen, Börries Frhr. von
Mörike, Eduard
Ringelnatz, Joachim
Schiller, Friedrich
Storm, Theodor
Uhland, Ludwig
Weckherlin, Georg Rodolf

Der Student

Ludwig Uhland

Als ich einst bei Salamanca
Früh in einem Garten saß
Und beim Schlag der Nachtigallen
Emsig im Homerus las:
Wie in glänzenden Gewanden
Helena zur Zinne trat
Und so herrlich sich erzeigte
Dem trojanischen Senat,
Daß vernehmlich der und jener
Brummt' in seinen grauen Bart:
»Solch ein Weib ward nie gesehen,
Traun, sie ist von Götterart!«
Als ich so mich ganz vertiefet,
Wußt ich nicht, wie mir geschah:
In die Blätter fuhr ein Wehen,
Daß ich staunend um mich sah.
Auf benachbartem Balkone,
Welch ein Wunder schaut ich da!
Dort, in glänzenden Gewanden,
Stand ein Weib wie Helena,
Und ein Graubart ihr zur Seite,
Der so seltsam freundlich tat,
Daß ich schwören mocht, er wäre
Von der Troer Hohem Rat.
Doch ich selbst ward ein Achäer,
Der ich nun seit jenem Tag
Vor dem festen Gartenhause,
Einer neuen Troja, lag.
Um es unverblümt zu sagen:
Manche Sommerwoch entlang
Kam ich dorthin jeden Abend
Mit der Laut' und mit Gesang,
Klagt in mannigfachen Weisen
Meiner Liebe Qual und Drang,
Bis zuletzt vom hohen Gitter
Süße Antwort niederklang.
Solches Spiel mit Wort und Tönen
Trieben wir ein halbes Jahr,
Und auch dies war nur vergönnet,
Weil halb taub der Vormund war.
Hub er gleich sich oft vom Lager,
Schlaflos, eifersüchtig bang,
Blieben doch ihm unsre Stimmen
Ungehört, wie Sphärenklang.
Aber einst, die Nacht war schaurig,
Sternlos, finster wie das Grab,
Klang auf das gewohnte Zeichen
Keine Antwort mir herab.
Nur ein alt zahnloses Fräulein
Ward von meiner Stimme wach,
Nur das alte Fräulein Echo
Stöhnte meine Klagen nach.
Meine Schöne war verschwunden,
Leer die Zimmer, leer der Saal,
Leer der blumenreiche Garten,
Rings verödet Berg und Tal.
Ach! und nie hatt ich erfahren
Ihre Heimat, ihren Stand,
Weil sie, beides zu verschweigen,
Angelobt mit Mund und Hand.
Da beschloß ich, sie zu suchen
Nah und fern, auf irrer Fahrt.
Den Homerus ließ ich liegen,
Nun ich selbst Ulysses ward;
Nahm die Laute zur Gefährtin,
Und vor jeglichem Altan,
Unter jedem Gitterfenster
Frag ich leis mit Tönen an,
Sing in Stadt und Feld das Liedchen,
Das im Salamancer Tal
Jeden Abend ich gesungen
Meiner Liebsten zum Signal;
Doch die Antwort, die ersehnte,
Tönet nimmermehr, und ach!
Nur das alte Fräulein Echo
Reist zur Qual mir ewig nach.




Ludwig Uhland

Biographie

Balladen und Gedichte
Abendwolken
Abreise
Am 18. Oktober 1816
Bertran de Born
Das alte, gute Recht
Das Glück von Edenhall
Das Schifflein
Das Schloß am Meere
Das versunkene Kloster
Der gute Kamerad
Der Königssohn
Der nächtliche Ritter
Der Schmied
Der Student
Der Ungenannten
Der wackere Schwabe
Der weiße Hirsch
Der Überfall im Wildbad
Des Knaben Berglied
Des Sängers Fluch
Die Abgeschiedenen
Die Geisterkelter
Die Geisterkelter
Die Kapelle
Die Malve
Die neue Muse
Die sanften Tage
Die Zufriedenen
Einkehr
Entschluß
Frühlingsglaube
Fräuleins Wache
Graf Eberstein
Graf Richard Ohnefurcht
Heimkehr
Hirsau
In ein Stammbuch
Inschrift
Lauf der Welt
Legende
Mailied
Nachruf
Neujahrswunsch 1817
Nächtlicher Himmel
Reisen
Ritter Paris
Romanze vom kleinen Däumling
Schwere Träume
Schäfers Sonntagslied
Seliger Tod
Sonnenwende
Taillefer
Tells Tod
Trinklied
Verborgenes Leid
Von den sieben Zechbrüdern
Wein und Brot
Wintermorgen
Württemberg
Impressum   Kontakt




Magento Freelancer aus Köln Balladen.de - Startseite