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Collin und Juliette
Gottfried August Bürger
Im süßen Duft der Rosen
Lag Schäfer Collinet
Und machte seiner losen
Geliebten ein Bouquet
Und etwas anders noch –
Ich wag es nicht zu sagen –
Und etwas anders noch; –
Wer wird nach allem fragen?
Fein züchtig, wie es Sitte,
Sprach er mit ihr, allein
Bald mischte, als der Dritte,
Sich Cypripor darein;
Und etwas anders noch –
Ich wag es nicht zu sagen –
Und etwas anders noch; –
Wer wird nach allem fragen?
Ich fühle deine Nähe,
Du kleiner Göttersohn,
Dank, Amor! Dank – ich sehe,
Dein Zepter winkt mir schon,
Und etwas anders noch –
Ich wag es nicht zu sagen –
Und etwas anders noch; –
Wer wird nach allem fragen?
O Dank für diese Stunde!
Sie führet zum Genuß,
Verspricht von diesem Munde
Mir einen Wonnekuß
Und etwas anders noch –
Ich wag es nicht zu sagen –
Und etwas anders noch; –
Wer wird nach allem fragen?
So dacht er – naht dem Weibchen
Sich schnell – von Liebe warm,
Umfaßt das zarte Leibchen,
Den Alabasterarm,
Und etwas anders noch –
Ich wag es nicht zu sagen –
Und etwas anders noch; –
Wer wird nach allem fragen?
»Nimm diese Blumenkette!«
Rief er: – »ich flocht sie dir;
Doch dafür, Juliette,
Gewähr ein Mäulchen mir,
Und etwas anders noch –
Ich wag es nicht zu sagen –
Und etwas anders noch; –
Wer wird nach allem fragen?
Drauf legt er sie geschwinde
Auf weichen Rasen hin,
Berührt dem lieben Kinde
Das anmutsvolle Kinn,
Und etwas anders noch –
Ich wag es nicht zu sagen –
Und etwas anders noch; –
Wer wird nach allem fragen?
Sie widerstrebt, er ringet,
Siegt – eilet zum Genuß,
In Rosenlippen dringet
Ein feuervoller Kuß,
Und etwas anders noch –
Ich wag es nicht zu sagen –
Und etwas anders noch; –
Wer wird nach allem fragen?
»O Collin!« rief entzücket
Die schöne Schäferin:
»Wie hast du mich beglücket,
Ich fühle Wonnesinn,
Und etwas anders noch –
Ich wag es nicht zu sagen –
Und etwas anders noch; –
Wer wird nach allem fragen?
Ach! meine Augen brechen
Vor lauter Seligkeit;
Wie groß, nicht auszusprechen
Ist deine Zärtlichkeit,
Und etwas anders noch –
Ich wag es nicht zu sagen –
Und etwas anders noch; –
Wer wird nach allem fragen?
Des Schäfers banges Sehnen
Ist nun gestillt – es floß
Ein Strom von Freudentränen
In der Geliebten Schoß,
Und etwas anders noch –
Ich wag es nicht zu sagen –
Und etwas anders noch; –
Wer wird nach allem fragen?
Sie trieben Scherz und Possen,
Bis süßer Schlaf sie band,
Die Augen fest geschlossen,
Hielt eins des andern Hand,
Und etwas anders noch –
Ich wag es nicht zu sagen –
Und etwas anders noch; –
Wer wird nach allem fragen?
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