Der alte Baum und ich
Ernst Moritz Arndt
Alt und dürre steht der Baum
Ohne Zweig und ohne Blatt.
Schau doch, wie ein Frühlingstraum
Ihn so bunt umschlungen hat!
Hier Jelängerundjelieber,
Dort des Epheus grüner Glanz,
Und so deucht es ihm fast lieber
Als der eignen Blätter Kranz.
Solch ein dürrer Baum steh' ich,
Hoffend legten Wind und Fall,
Aber Blumen blühn um mich
Lieb und lustig überall,
Schlingen um zerrissne Schmerzen
Meines Stammes Lenzeslust,
O ihr Blüten, o ihr Herzen!
Liebesduft! und Liebeslust!
Altes Holz, so steh' getrost,
Bis der letzte Wind dich fällt!
Hast ein selig Los erlost,
Reiches Glück in armer Welt:
Süßer Liebe Blumenranken
Decken deine Schäden zu,
Wie ein Traum von Traumgedanken
Ferner Tage stehest du.
An Elisa Camphausen, als Antwort auf einen Blumenkranz
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