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An die deutschen Fürsten

Ernst Moritz Arndt

Ihr schaut den deutschen Michel an?
Er trägt nicht mehr den Stamm der Tannen,
Doch ist er noch der wilde Mann,
Der nicht viel dannen fragt noch wannen,
Das Riesenkind im alten Traum,
Vor dessen Faust die Welt muß strauchen,
Und nimmt er sich den Weberbaum,
Er weiß wie weiland ihn zu brauchen.
Ihr schaut den deutschen Michel an?
O meinet nicht mit ihm zu scherzen,
Er ist noch heut der wilde Mann,
Der viel im Arm hat, mehr im Herzen.
Traut nicht zu viel auf seinen Traum,
Er träumet hart am Morgenthore,
Ein solcher Traum wird nimmer Schaum,
Er hat die volle Lichtaurore.
Ja, schaut euch nur den Michel an.
Er reibt die Augen zum Erwachen,
Ihm träumte, wie er ein Gespann
Von einem Riesen schlug und Drachen –
O schaut, wie ihm des Schlafes Sand
Vom lichtbestrahlten Auge fließet,
Wie er halb träumend mit der Hand
Wie durch die Lüfte Speere schießet.
Ja, schaut euch nur den Michel an,
Die Faust, das Herz, das Speereschießen,
Der schwere Schlaf gottlob wird dann
Auch euch wie ihm im Licht zerfließen –
Kommt, schaut den Traum, des Träumers Spiel,
Und traut nicht, daß er nur will spielen:
Weil er mit Geistern spielt zum Ziel,
So wird er desto schärfer zielen.
Ja, schaut euch nur den Michel an,
Und lernt im Michel euch erkennen,
Lernt mit dem deutschen starken Mann
Wie weiland für die Freiheit brennen,
Für deutsche Ehre, deutsches Recht,
Für deutsche Wahrheit, deutsche Freude –
Lernt das! dann weidet eu'r Geschlecht
Auch künftig mit auf deutscher Weide.
Ja, schaut den deutschen Michel an,
Was soll ich Fürsten Wahrheit fälschen? –
Zieht an den vollen deutschen Mann,
Werft weg den bunten Rock der Welschen,
Werft weg den welschen Lügenschein,
All eure welschen Feinereien –
Dann tritt der deutsche Held herein,
Der erste Freie unter Freien.
Ja, schaut den deutschen Michel an –
O wärt ihr ganz aus seinem Holze!
Gleich stünde da der ganze Mann,
Der Stille, Tapfre, Freie, Stolze,
Der winkte durch die Welt hinaus:
»Still, Moskowiter! still, Franzose!
Wir stehen fertig jedem Strauß
Und schütteln mutig rote Lose.«
Ja, schaut den deutschen Michel an,
Das Riesenkind mit Geisterträumen –
Nicht wird die Brandung, die begann,
In dünnem Wellenspiel verschäumen –
Mit ihm mit hellem Mut hinein,
Wie wild auch Sturm und Woge treiben!
So werdet ihr die ersten sein
Und Michel wird der Zweite bleiben.




Ernst Moritz Arndt

Biographie

Balladen und Gedichte
Abendlied
Abschied von der Welt
Abschiedslied
Als ich ein Kind war
Als Thiers die Welschen aufgerührt hatte
Alterswehmut
An die deutschen Fürsten
An die Freunde Friedrich Dahlmann und Friedrich Welcker
An die Nachtigall
An die Wehmut
An Lili
Aus Frankfurt weg!
Ballade
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Das Feuerlied
Das Gespräch
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Das Lied vom Chasot
Das Lied vom Dörnberg
Das Lied vom Feldmarschall
Das Lied vom Gneisenau
Das Lied vom Rhein an Niklas Becker
Das Lied vom Schill
Das Lied vom Siegerich
Das Lied vom Stein
Das Los des Schönen
Dem Probst Pritzbuer zu Garz in Rügen
Der alte Baum und ich
Der Fels des Heils
Der Freudenklang
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Der grüne Wald
Der Stein im Rhein
Der tapfere König von Preußen
Des deutschen Knaben Robert Schwur
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Des Knaben Abendgebet
Des Knaben Segen
Des Lilienmädchens Wiegenlied
Des Reisenden Abendlied
Des Zweiflers Unruh'
Deutscher Trost
Deutsches Kriegslied
Die Ausfahrt zur Heimholung des deutschen Kaisers
Die deutschen auswandernden Krieger
Die Feier des 18. des Weinmonds 1814
Die Leipziger Schlacht
Die Nachtrheinfahrt
Die Rheinfahrt
Drei Trostlieder aus dem Sommer von 1819
Einladung zum Tanz
Elegie
Erinnerung an Psychidion
Ermannung
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Frühling im Alter
Frühlingslied
Frühlingslied an die Frömmler
Gebet an die Liebe
Gebet eines kleinen Knaben an den heiligen Christ
Gottes Gericht
Grablied
Gruß der Heimat
Hahnenkrei des deutschen Morgens
Harald Schönhaar
Heimweh nach Rügen
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Klage um drei junge Helden
Klage um klein Scherzelein
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