Balladen und Gedichte Songtexte und Volkslieder Wissen und Forschung Suche und Links
Autoren
Themen
Länder

Arndt, Ernst Moritz
Arnim, Achim von
Brentano, Clemens
Browning, Robert
Busch, Wilhelm
Bürger, Gottfried August
Chamisso, Adelbert von
Droste-Hülshoff, Annette von
Eichendorff, Joseph von
Ernst, Otto
Fontane, Theodor
Gerhardt, Paul
Goethe, Johann Wolfgang von
Grillparzer, Franz
Hagedorn, Friedrich von
Hebbel, Friedrich
Heine, Heinrich
Herder, Johann Gottfried von
Hofmannsthal, Hugo von
Housman, A.E.
Hölty, Ludwig Heinrich Christoph
Keats, John
Keller, Gottfried
Kraus, Karl
Liliencron, Detlev von
Meyer, Conrad Ferdinand
Münchhausen, Börries Frhr. von
Mörike, Eduard
Ringelnatz, Joachim
Schiller, Friedrich
Storm, Theodor
Uhland, Ludwig
Weckherlin, Georg Rodolf

Am letzten Tag des Jahres

Annette von Droste-Hülshoff

Das Jahr geht um,
Der Faden rollt sich sausend ab.
Ein Stündchen noch, das letzte heut,
Und stäubend rieselt in sein Grab,
Was einstens war lebend'ge Zeit.
Ich harre stumm.

's ist tiefe Nacht!
Ob wohl ein Auge offen noch?
In diesen Mauern rüttelt dein
Verrinnen, Zeit! Mir schaudert, doch
Es will die letzte Stunde sein
Einsam durchwacht,

Gesehen all,
Was ich begangen und gedacht.
Was mir aus Haupt und Herzen stieg,
Das steht nun eine ernste Wacht
Am Himmelstor, O halber Sieg!
O schwerer Fall!

Wie reißt der Wind
Am Fensterkreuze! Ja, es will
Auf Sturmesfittichen das Jahr
Zerstäuben, nicht ein Schatten still
Verhauchen unterm Sternenklar.
Du Sündenkind,

War nicht ein hohl
Und heimlich Sausen jeder Tag
In deiner wüsten Brust Verlies,
Wo langsam Stein an Stein zerbrach,
Wenn es den kalten Odem stieß
Vom starren Pol?

Mein Lämpchen will
Verlöschen, und begierig saugt
Der Docht den letzten Tropfen Öl.
Ist so mein Leben auch verraucht?
Eröffnet sich des Grabes Höhl
Mir schwarz und still?

Wohl in dem Kreis,
Den dieses Jahres Lauf umzieht,
Mein Leben bricht. Ich wußt' es lang!
Und dennoch hat dies Herz geglüht
In eitler Leidenschaften Drang!
Mir brüht der Schweiß

Der tiefsten Angst
Auf Stirn und Hand. - Wie? dämmert feucht
Ein Stern dort durch die Wolken nicht?
Wär es der Liebe Stern vielleicht,
Dir zürnend mit dem trüben Licht,
Daß du so bangst?

Horch, welch Gesumm?
Und wieder? Sterbemelodie!
Die Glocke regt den ehrnen Mund.
O Herr, ich falle auf das Knie:
Sei gnädig meiner letzten Stund!
Das Jahr ist um!




Annette von Droste-Hülshoff

Biographie

Balladen und Gedichte
Abschied von der Jugend
Am Bodensee
Am letzten Tag des Jahres
Am Turme
An die Weltverbesserer
An Levin Schücking
Das alte Schloß
Das Fegefeuer des westfälischen Adels
Das Fräulein von Rodenschild
Das Spiegelbild
Das öde Haus
Der Fundator
Der Geierpfiff
Der Graf von Thal
Der Graue
Der Knabe im Moor
Der kranke Aar
Der Mutter Wiederkehr
Der Schloßelf
Der Säntis
Der Teetisch
Der Tod des Erzbischofs Engelbert von Köln
Der Todesengel
Die Bank
Die rechte Stunde
Die Schmiede
Die Schwestern
Die Stiftung Cappenbergs
Die Taxuswand
Die Unbesungenen
Die Vendetta
Die Vergeltung
Fastnacht
Gedenk
Grüße
Im Grase
Junge Liebe
Katharine Schücking
Kinder am Ufer
Kurt von Spiegel
Lebt wohl
Mein Beruf
Meine Toten
Meister Gerhard von Köln
Poesie
Vor vierzig Jahren
Impressum   Kontakt




Magento Freelancer aus Köln Balladen.de - Startseite