Der Deserteur
A.E. Housman
"Was hat mich nur aus dem Schlaf geschreckt
so lang vor Tag?"
"Kein Trommellaut hat dich hier geweckt,
nur Räderrollen, Donnerschlag.
Frondienst auf See, im Hafen ein Paar,
und kein Mensch ächzt -
hinweg mit dir, Krähe, und Rabe gar,
fort alles, was kampflüstern krächzt."
"Da, hörst du nicht der Trompete Ton -
und wo bin ich?
Meine Freunde kämpfen, sie fallen schon -
zum Tod will rüsten ich mich."
"Oh, Liebe ist spärlich, der Kummer nie ranzig
und Leichenfleisch billig
und Tageslicht kostbar mit vierundzwanzig -
so schlafe denn ruhig und willig."
Reich mir den Gürtel, genug geschmacht'!
Deine Rechnung ging auf.
Aber mein Tag ist der Tag der Schlacht,
und der dämmert jetzt herauf.
Sie mähen das Korn, wenn die Zeit genaht.
Leb wohl, mein Kind,
und nenn es Wahrheit, nenn es Verrat -
vergessen die Schwüre sind."
"Ach, falsches Herz, laß mich nur allein,
wie es des Draufgängerns Art,
in keinem Bett kan er glücklich sein
als im Grab, dem Ziel seiner Fahrt.
Er liebt ja nur, was ihn einmal fällt,
wo oder wann es sei.
Als Geworbender durchstreift er werbend die Welt
und lockt die Kugel herbei.
So segle nur, wenn dir Zeit verblieb,
über die Meere weit,
und schlafe mit deinem bleiernen Lieb
in alle Ewigkeit!"
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