Die Knabenzeit
Ludwig Heinrich Christoph Hölty
Wie glücklich, wem das Knabenkleid
Noch um die Schultern fliegt,
Wem lächelnde Zufriedenheit
Den jungen Busen wiegt.
Der Kräusel, und das Steckenpferd,
Auf dem er herrisch sitzt,
Das hölzerne Husarenschwert
Belustigen ihn itzt.
Den Ball, des Knaben Busenfreund,
Der durch die Lüfte rollt,
Sobald der Blumenmond erscheint,
Vertauscht' er nicht um Gold.
Nie mahlt der Harm, die Pest der Welt,
Sein blühendes Gesicht,
Als wenn sein Ball ins Waßer fällt,
Als wenn sein Schwert zerbricht.
Er hüpfet oft, vom Schweiße naß,
Den halben Sommertag,
Im Garten, durch das bunte Graß,
Den Schmetterlingen nach.
So spielt er, bis das Mittagsbrodt
Ihn in die Stube winkt,
Und tändelt, bis das Abendroth
Durch Silberwolken blinkt.
Vergnügen hüpft um ihm herum,
Wenn Morpheus Mohn verstreut,
Er tanzet in Elisium,
Beglückte Knabenzeit!
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