Ich steh an deiner Krippen hier
Paul Gerhardt (1607 - 1676)
Ich steh an deiner Krippen hier,
o Jesu, du mein Leben.
Ich komme, bring und schenke dir,
was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel' und Mut, nimm alles hin,
und lass dir's wohlgefallen.
Da ich noch nicht geboren war,
da bist du mir geboren,
und hast mich dir zu eigen gar,
eh' ich dich kannt, erkoren.
Eh' ich durch deine Hand gemacht,
da hast du schon bei dir bedacht,
wie du mein wolltest werden.
Ich lag in tiefster Todesnacht,
du warest meine Sonne,
die Sonne, die mir zugebracht
Licht, Leben, Freud' und Wonne.
O Sonne, die das werte Licht
des Glaubens in mir zugericht
wie schön sind deine Strahlen!
Ich sehe dich mit Freuden an
und kann mich nicht satt sehen,
und weil ich nun nicht weiter kann,
so tu ich, was geschehen.
O dass mein Sinn ein Abgrund wär
und meine Seel' ein weites Meer,
dass ich nicht möchte fassen!
Eins aber hoff' ich, wirst du mir,
mein Heiland, nicht versagen,
dass ich dich möchte immerdar
in, bei und an mir tragen:
So lass mich doch dein Kripplein sein,
komm, komm und lege bei mir ein
dich und all deine Freuden!
Zwar sollt ich denken, wie gering
ich dich bewirten werde,
du bist der Schöpfer aller Ding',
ich bin nur Staub und Erde.
Doch du bist so ein frommer Gast,
dass du noch nie verschmähet hast
den, der dich gerne siehet.
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